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Learner Personas: Pauschal- und Individual-Lernreisende ticken anders

Zwei Lernreisende mit unterschiedlichen Bedürfnissen
Zwei Lernreisende mit unterschiedlichen Bedürfnissen

 

Lange Zeit konnte ich nicht so viel mit Learner Personas anfangen. Doch seit ich eine für mich sehr nützliche Anwendung gefunden habe, bin ich regelrecht Fan geworden.

 

Es geht darum, einen guten Zugang zu sehr unterschiedlichen Lernenden zu erhalten und deren Perspektiven leichter einnehmen zu können.

 

Learner Personas machen eine abstrakte, statistische Zielgruppe greifbar - und helfen dabei, Lernformate bedürfnisorientiert zu gestalten. Hier erfährst du an einem konkreten Beispiel, wie ich sie für die Konzeption einsetze.

Was sind Learner Personas?


Learner Personas sind fiktive, aber realitätsnahe Profile, die typische Vertreter:innen einer Zielgruppe beschreiben. Sie basieren auf Daten und / oder Erfahrungen und erwecken Statistiken zum Leben. Statt mit abstrakten Zahlen zu arbeiten, richtet man sich gedanklich an eine konkrete Person - mit Namen, Hintergrund und Lerngewohnheiten. Welche Gemeinsamkeiten gibt es im Lernverhalten? Was sind typische Bedürfnisse, Hürden oder Glaubenssätze? 

 

Ein besonders spannender Anwendungsfall ist der Blick auf den Reifegrad beim selbstgesteuerten Lernen.

Zwei Lernreisende: Naima und Josef


 

Stellen wir uns zwei prototypische Lernende vor, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Sie kamen aufgrund von Erfahrungen, Recherche und Befragungen zustande. 

 

🧳 Josef - Der Pauschal-Reisende

Josef ist 32, arbeitet als Sachbearbeiter in der Personalabteilung und liebt klare Strukturen. Wenn er reist, dann bucht er über das Reisebüro – mit organisiertem Tagesplan und Reiseleitung. Genauso ist auch sein Lernstil: Er möchte wissen, was wann wo wie zu tun ist. Selbstgesteuertes Lernen? Klingt eher stressig. Online-Kurse ohne persönliche Begleitung überfordern ihn schnell. Er schätzt strukturierte Lernpläne, regelmäßige Termine und eine feste Ansprechperson.

   

  

🎒 Naima - Die Individual-Reisende

Naima ist 41, Senior Consultant und eine erfahrene Selbstlernerin. Sie recherchiert gern selbst, tauscht sich in Learning Communities aus und liebt neue Herausforderungen. Ihre Lernreise plant sie selbst – flexibel, dynamisch und inspirierend. Für sie sind starre Schulungen eher hinderlich. Sie sucht Sparringspartner:innen, Impulse im richtigen Moment und Freiraum zur eigenen Entfaltung.

Anwendung in der Praxis


 

Drei Beispiele, wie Learner Personas in der Praxis helfen

 

1. Passende Lernformate wählen

Ein reiner Selbstlernkurs mit optionalen Peer-Gruppen klingt für Naima nach dem Paradies – Josef hingegen fühlt sich überfordert und bricht vielleicht ab. Für ihn braucht es klar strukturierte Schulungen mit festen Terminen und einer klaren Ansprechpartnerin.

 

 

2. Lernbegleitung gezielt ausrichten

Josef profitiert von Orientierung, kleinen Erfolgserlebnissen und kontinuierlichem Feedback. Naima hingegen braucht keine klassische Betreuung, sondern eher Sparring auf Augenhöhe, das sie inspiriert und herausfordert.

 

 

3. Lernreisen differenziert gestalten

Die Metapher der Lernreise hilft: Josef möchte lieber im Reisebus mit Guide unterwegs sein, Naima zieht mit dem Rucksack los. Wenn wir diese Bilder im Kopf haben, wird klar, wie unterschiedlich Lernpfade, Inhalte und Begleitformate gestaltet werden müssen.

 

Wie kann KI  unterstützen?


Ich habe einen GPT gebastelt, indem ich detailliert Josef und Naima beschrieben habe. Wann immer ich mir nicht so ganz sicher bin, ob eine Methode passt oder wie ich beide in einem Training gut abhole, frage ich einfach: "was sagt Josef zu der Methode XY?" oder "wie kann ich den Arbeitsauftrag formulieren, damit sich sowohl Josef als auch Naima damit wohlfühlen und sich motivieren können, die Aufgabe zu erledigen?

 

Ich trete manchmal auch in sprachlichen Dialog mit den beiden und diskutiere verschiedene Facetten. 

Fazit: Learner Personas sind nützlich


Learner Personas sind ein Werkzeug für mehr Empathie und Individualisierung im Lernprozess. Sie helfen uns, Angebote, Methoden, Anleitungen und Seminarszenarien zu entwickeln, die wirklich passen – und fördern so erfolgreiches Lernen, ganz gleich ob als „Pauschal-“ oder „Individual-Reisende“.


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