
Neulich ging es in einer Runde von Corporate Learning Profs um Future-Skills (die natürlich eigentlich NOW-Skills sind). Die Gruppe war sich einig, dass man endlich mal klar definieren müsse, welche grundlegenden Fähigkeiten in Lernkonzepten unbedingt berücksichtigt werden sollen. Als ich dann die 4Ks ins Spiel brachte, schauten mich alle mit großen Augen an. 4K?
Da wurde mir wieder einmal bewusst, wie wenig verzahnt schulische Bildungsideen mit unternehmerischen sind. Und wie schade das ist, denn beide Bereiche können so viel voneinander lernen.
Die 4K-Kompetenzen (Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration) sind Teil des OECD Learning Compass 2030 und definitiv nicht nur im schulischen, sondern auch im unternehmerischen Lernen von großer Relevanz. Höchste Zeit, sie etwas genauer vorzustellen.
Woher die 4K kommen – und warum sie mehr sind als ein Buzzword
Der Begriff der 4K-Kompetenzen stammt ursprünglich aus der Partnership for 21st Century Learning (P21), einer Initiative, die Anfang der 2000er Jahre in den USA entstand und von der OECD aufgegriffen wurde. Ihr Ziel: Lern- und Bildungssysteme auf die Anforderungen des 21. Jahrhunderts vorzubereiten.
Statt nur auf Wissen und Fakten zu setzen, rückten Kompetenzen in den Mittelpunkt, die Menschen befähigen, komplexe Probleme zu lösen, sich kreativ mit Wandel auseinanderzusetzen und gemeinsam (kollaborativ) Neues zu gestalten. Die OECD sieht in diesen vier Bereichen Schlüsselqualifikationen für gesellschaftliche Teilhabe, Innovation und lebenslanges Lernen.
Im Corporate Learning heißt das: Organisationen, die 4K fördern, entwickeln nicht nur Mitarbeitende – sie entwickeln ihre eigene Lernfähigkeit als System. Dabei können die 4K in Trainings, Coachings, Workshops, Team- und Führungskräftentwicklung usw. integriert werden. Auch im privaten Miteinander finden sie aus meiner Sicht ihren Platz, daher sind sie von großer gesellschaftlicher Relevanz.
Die vier Ks im Überblick – und was sie im Lernkontext bedeuten
Kreativität - das Denken in Möglichkeiten
Kreativität ist kein Zufall, sondern eine Haltung: das Vertrauen, dass es mehr als eine richtige Antwort gibt. Im Training lässt sich Kreativität fördern, wenn wir Räume für Erkundung öffnen – etwa durch Design-Thinking-Elemente, Storytelling-Aufgaben oder Fragen wie „Was wäre, wenn ...?“ oder „Wie sähe das Gegenteil aus?“.
Kritisches Denken - das Reflektieren von Perspektiven
Kritisches Denken heißt nicht: alles anzweifeln. Es bedeutet: bewusst prüfen, Bezüge herstellen, Hypothesen bilden. Gerade im Kontext KI ist diese Kompetenz wieder in den Vordergrund gerückt.
Trainingsmethoden, die das fördern, sind z. B. Debattenformate, Fallanalysen oder Szenarioarbeit.
Auch Reflexionsfragen nach Übungen – etwa „Welche Annahmen haben wir stillschweigend getroffen?“ – können den Transfer vertiefen und die Fähigkeit stärken, Komplexität zu durchdringen.
Kommunikation - das Fundament von allem
Kommunikation im 4K-Sinn meint nicht nur Information, sondern Austausch. Sie lebt von Präsenz, Zuhören, Klarheit. Gute Lernsettings ermöglichen Dialogräume statt Monologe: Peer-Feedback-Runden, Fishbowl-Diskussionen oder Coaching-Sequenzen in Kleingruppen. Wenn Menschen sich wirklich verstanden fühlen, entsteht Vertrauen – die Basis jedes Lernprozesses.
Kollaboration - das Miteinander beim Lernen
Kollaboration geht über Kooperation hinaus. Es geht um das gemeinsame Erschaffen von Bedeutungsvollem. Lernmethoden, die das stärken: Projektbasiertes Lernen, Lernpartnerschaften, Online-Kollaborationstools und Liberating Structures. Entscheidend ist weniger das Tool als die Haltung: Wir lernen miteinander, nicht nebeneinander.
Warum die 4K für Corporate Learning unverzichtbar sind
Auch wenn man es eigentlich schon nicht mehr hören kann: In einer Arbeitswelt, die sich so rasant verändert, reicht Wissensvermittlung und "normale" Seminargestaltung allein nicht mehr. Lernende Organisationen brauchen Menschen, die denken, reflektieren, sich austauschen und gestalten können. Die 4K sind deshalb keine Zusatzkompetenzen, sondern die Grundlage jedes nachhaltigen Lernens.
Für Trainer:innen heißt das: Wir gestalten Lernräume, in denen nicht nur Inhalte vermittelt, sondern Fähigkeiten aufgebaut werden, die Zukunft ermöglichen. Wenn Teilnehmende lernen, zuzuhören, zu hinterfragen, zu verbinden und gemeinsam Lösungen zu entwerfen – dann passiert das, was man eigentlich mit keinem Lernziel messen kann: Veränderung von innen heraus.
Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen der expliziten Förderung der 4K und der impliziten. So kann ich z.B. einen Workshop machen, in dem gelernt wird, wie Kollaboration und Zusammenarbeit gut funktioniert. Oder ich kann in einem Training zu einem ganz anderen Thema partizipative Methoden einsetzen, so dass en passant kollaborative Kompetenzen aufgebaut werden.
Wie das in der Praxis aussieht
Die 4Ks sind mittlerweile fester Bestandteil meiner Trainings und Workshops, weil ich überzeugt davon bin, dass sie gesellschaftlich bedeutsam sind. In der Praxis bedeutet das, dass ich bei meinem letzten Konzept-Check die 4K-Brille aufsetze und mich frage, ob jede der Kompetenzen ausreichend berücksichtigt ist?
Ich stelle sicher, dass ich nicht nur Zeit und Raum für Austausch ermögliche, sondern verschiedene Methoden nutze (Liberating Structures, Debatten-Formate ...). Gerne werfe ich Thesen oder Ausgangsszenarien in die Runde und biete Leitlinien, wie sie kritisch betrachtet und hinterfragt werden können, statt selbst eine Einschätzung zu geben. Ich schaffe viele Gelegenheiten, damit die Teilnehmenden selbst auf Ideen und Lösungen zu kommen, wiederum durch einen strukturierten Prozess, der Kreativität fördert. Und natürlich fördere ich immer wieder Zusammenarbeit durch verschiedene Methoden und Tools.
Für mich sind die 4K eine Einladung, Lernen als gemeinsames Gestalten zu verstehen. Als etwas, das uns verbindet. Vielleicht ist das auch genau das Bedeutsame an den 4K: Sie erinnern uns daran, dass Zukunft nicht gelehrt, sondern gelernt wird – miteinander.
📕 Deeper Dive ins Thema "der OECD Learning Compass 2030":
https://www.ggc2030.org/post/oecd-lernkompass-2030-das-rahmenkonzept-des-lernens
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