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Warum Lerncoaching in Schweden?

Als ich gebeten wurde, Lerncoaching in Schweden vorzustellen, fragte ich mich: Warum eigentlich? Schweden hat doch ein geradezu vorbildliches Schulsystem: eingliedrig können 8 Jahre lang die Schüler zusammen lernen, Noten gibt es erst ab der 8. Klasse, statt Klassenverbände gibt es selbstverantwortliches Lernen. So, wie man sich institutionalisiertes Lernen hier in Deutschland oft wünscht. Die überragenden PISA-Ergebnisse im Jahr 2002 gaben diesen Konzepten recht. Ein Schulsystem, welches perfekt zu unserem Bild dieses skandinavischen Landes passt:

Tolerenz, Offenheit, Chancengleichheit, Ermöglichung statt Selektion und Unterstützung als tragende Säulen und Erfolgsgaranten dieser Gesellschaft. Warum also dann Lerncoaching als mögliche flächendeckende Maßnahme einführen?

 

Seit 2002 hat sich im Bildungssystem in Schweden einiges getan. Heute ist Schweden im internationalen Vergleich nur noch im unteren Mittelfeld zu finden, Tendenz sinkend. Es hat plötzlich mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Deutschland schon immer: der Schere zwischen leistungsstarken und -schwachen Schülern wird immer größer. Bildungsherkunft wird immer bedeutsamer für den Schulerfolg. Ist diese Art der Lernkultur also doch nicht richtig?

 

Wenn man genauer hinschaut ist genau das Gegenteil der Fall: Denn das schwedische Bildungssystem wurde einem Wandel unterzogen, der einen negativen Trend einläutete. Freie und private Schulen wurden zugelassen und die freie Schulwahl eingeführt. Auf den ersten Blick ein  begrüßenswerter Weg. Aber: im Laufe der Jahrzehnte entstand so etwas wie eine private Selektion. Eltern schickten ihre Kinder nach und nach nicht mehr in die nächstgelegene Schule, sondern in die, die ihrer Meinung nach den Kinder die besten Chancen ermöglichte. Und das bedeutete oft: gleicher familiärer Hintergrund, gleiche (schwedische) Herkunft, gleicher Bildungsstand der Eltern usw. So tat sich nach und nach die Schere auf, die in der Summe ein Abwärtstrend bedeutet.

 

Und hier soll Lerncoaching als eine Möglichkeit der individuellen Unterstützung seinen Platz finden. Für mich ist die Frage: findet es Anwendung vor allem bei den leistungsstarken Schülern, um sich  noch mehr abzugrenzen oder eher als staatliche Maßnahme für die leistungsschwachen Kinder, um ihnen eine bestmögliche Förderung zu ermöglichen? Ein Lokaltermin vor Ort mit schwedischen Coaches und Trainern wird hier etwas mehr Klarheit schaffen - morgen gehts auf nach Stockholm!

Ich werde berichten ...


Danke fürs Teilen :-)

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