Bis Mitte Dezember waren meine Tage durchgetaktet mit Seminaren, Kongressen, Netzwerktreffen, Coachings, eigenen Weiterbildungen und viel Orga-Kram.
Ich freute mich sehr auf die folgenden Tage, an denen ich kaum fixe Termine hatte. Damit ich all die Aktualisierungen, digitalen Aufräumarbeiten, Buchhaltung, Ausmisten, etc. gemütlich und ohne Zeitstress erledigen kann.
Und was tat ich?
Nichts.
Ich fiel in die so genannte "postaktive Lähmung", die sich nicht nur auf den beruflichen Kontext, sondern auch auf den privaten ausweitete. Ich hing mehr oder weniger zwei Tage auf dem Sofa herum und tat auch nichts Wohltuendes - also kein Wandern, kein Sport, kein Lesen, kein Spielen, kein Haushalt ... nichts.
Wenn das Produktivitäts-Korsett wegfällt, kommt es zur postaktiven Lähmung
Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin. Ich erlebe es vor allem in Coachings rund um Zeitmanagement, Arbeitsorganisation oder nach Prüfungen im Lernkontext.
Nach Wochen voller Deadlines, Meetings und To-dos scheint die ersehnte Ruhephase zunächst verlockend. Doch sobald der Termindruck weg ist, fühlen sich viele von uns orientierungslos, antriebslos oder gar unwohl. Dieser Zustand wird oft als “postaktive Lähmung” oder "Nachlass-Syndrom" bezeichnet, auch wenn es keine offiziellen psychologischen Begriffe sind. Dieser entsteht aus einem Zusammenspiel körperlicher und psychologischer Prozesse.
Dieser Zustand ist eine natürliche Reaktion von Körper und Geist, die Zeit zur Erholung benötigen. Das bedeutet, dass wir diese Phase brauchen und einplanen sollten. Doch was, wenn sie länger als ein paar Stunden oder Tage andauert? Wie findet man aus dieser Trägheit wieder heraus und zurück zu einem produktiven Alltag?
Wie kommt es zur postaktiven Lähmung?
Schauen wir uns zunächst die Ursachen für dieses "Nachlass-Syndrom" an:
1. Körperliche und geistige Erschöpfung:
Nach intensiven Phasen benötigen unser Körper und Geist Zeit, um sich zu regenerieren. Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin, die uns in stressigen Zeiten antreiben, nehmen plötzlich ab – und wir fühlen uns erschöpft.
2. Fehlende Struktur:
In Phasen voller Aufgaben sind wir durch äußere Anforderungen organisiert. Wenn diese Struktur wegfällt, fühlen wir uns oft überfordert, den Alltag selbst zu gestalten.
3. Mentale Leere nach Zielerreichung:
Große Projekte oder stressige Zeiten schaffen einen starken Fokus. Sobald diese Phase endet, kann das Fehlen neuer Herausforderungen zu einer Art „innerem Leerlauf“ führen.
6 Tipps, wie man aus der Lähmung wieder rauskommt
Statt sich von der Leere überwältigen zu lassen, kannst du gezielt Strategien anwenden, um diese Phase sinnvoll zu gestalten und langsam wieder in Schwung zu kommen.
1. Akzeptiere und reflektiere deinen Zustand
Das Wichtigste zuerst: Sei freundlich und fürsorglich zu dir selbst! Es ist völlig normal, nach einer intensiven Phase eine gewisse Erschöpfung zu verspüren. Akzeptiere, dass dein Körper und Geist Zeit brauchen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Ein kurzer Rückblick kann ebenfalls hilfreich sein. Frage dich:
• Was habe ich in der stressigen Phase erreicht?
• Was hat mich besonders gefordert und zugleich auch erfüllt?
Das bewusste Anerkennen der Leistung hilft, den Übergang positiv zu gestalten.
2. Regeneration und Energieaufbau
Gerade nach intensiven Zeiten kann es hilfreich sein, sich wieder auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren. Meditationen oder Achtsamkeitsübungen helfen, mental zu regenerieren.
Achte außerdem darauf, deinen Körper zu unterstützen:
- Ausreichender Schlaf und gesunde Ernährung sind jetzt besonders wichtig.
- Trinke ausreichend Wasser und gönne dir Erholungszeiten, in denen du keine Erwartungen an dich hast.
3. Schaffe neue Strukturen
Wenn äußere Anforderungen wegfallen, ist es wichtig, selbst Struktur in den Alltag zu bringen. Das bedeutet nicht, dass du dich sofort wieder mit Arbeit überhäufen solltest. Stattdessen:
- Setze dir kleine, erreichbare Ziele, z. B. tägliche To-dos oder Routinen wie eine feste Aufstehzeit und 10min Sport.
- Plane bewusste Pausen ein, damit du dich entspannen kannst, ohne in vollständige Passivität zu fallen.
Eine einfache Regel: Erledige morgens eine kleine Aufgabe (z. B. 10 Minuten Aufräumen), um einen produktiven Start in den Tag zu haben.
4. Bewegung hilft, Energie zurückzugewinnen
Bewegung ist eine hervorragende Methode, um den Körper zu reaktivieren und die Stimmung zu verbessern. Schon ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft oder eine kleine Yoga-Session kann Wunder wirken. Besonders effektiv:
- Starte mit Mikroaufgaben, wie dem Ausmisten eines Regals oder dem Schreiben eines kurzen Texts, um wieder in Schwung zu kommen.
- Verknüpfe Bewegung mit einem positiven Ziel, z. B. einem Ausflug in die Natur.
5. Perspektivenwechsel und neue Reize
Nutze die ruhigere Phase, um dich mit neuen Dingen zu beschäftigen:
- Probiere ein neues Hobby aus oder greife ein altes auf, das du während der stressigen Zeit vernachlässigt hast.
- Lies ein inspirierendes Buch, schaue dir eine interessante Dokumentation an oder besuche einen Ort, den du schon immer sehen wolltest.
- Abwechslung bringt frischen Wind in deinen Alltag und hilft dir, neue Energie zu tanken.
6. Plane deinen Übergang bewusst
Wenn man weiß, dass nach einer stressigen Zeit eine ruhigere Phase kommt, sollte man sich darauf vorbereiten. Berücksichtige diese Phase in deinem Zeitmanagement. Überlege dir im Vorfeld, welche Projekte oder Aktivitäten du in dieser Zeit angehen möchtest – und mache eine Liste mit Dingen, die dir Spaß machen.
Außerdem: Feiere deine Erfolge! Die Anerkennung deiner eigenen Leistung gibt dir das Gefühl, dass die intensive Phase nicht einfach endet, sondern sinnvoll abgeschlossen wurde.
Fazit: Ein neues Gleichgewicht finden
Es ist völlig normal, nach intensiven Hochphasen in ein Tief zu fallen – sowohl körperlich als auch mental. Doch diese Zeit muss nicht als untätige Leere wahrgenommen werden, sondern bietet die Möglichkeit, Energie zu tanken und neue Prioritäten zu setzen.
Mit kleinen, gezielten Maßnahmen wie Struktur, Bewegung, Achtsamkeit und dem bewussten Feiern von Erfolgen kannst du die Ruhephase aktiv gestalten und dich sanft in einen neuen Rhythmus bringen.
Erlaube dir, diese Übergangszeit als Chance zu nutzen – und gehe gestärkt in die nächste Phase deines Lebens, Arbeitens oder Lernens.
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Daniela Schuh (Dienstag, 07 Januar 2025)
Liebe Iris, vielen Dank für diesen Beitrag. Toll, dass es für diesen Zustand einen "Namen" gibt. Ich habe Beschriebenes in der freien Zeit jetzt genauso empfunden. Und irgendwie ist es hilfreich zu lesen, dass es ganz "normal" ist und es anderen ebenso geht, beruhigend ;).
Denn so etwas zweifelte ich durchaus - endlich frei zu haben und dann aber in einem eigenartigen " Zustand" zu sein.
Nun wünsche ich dir ein tolles Jahr mit vielen gelingenden und freudvollen Projekten und natürlich dazwischen schöne freie Tage. Liebe Grüße, Daniela