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Vom Sinn zum Unsinn zum Vielsinn.

Unbestritten entscheidet das Erleben und Erkennen von Sinn und Bedeutung maßgeblich darüber, ob wir uns zu etwas motivieren können oder nicht. Oder anders ausgedrückt: wenn wir etwas als sinnlos empfinden, dann brauchen wir viel Aufwand und Energie, um etwas zu tun.

Ein Paradebeispiel ist natürlich das institutionalisierte Lernen, z.B. in der Schule oder im Studium. Viele SchülerInnen und StudentenInnen hadern mit sehr vielen Inhalten. Sie erachten vieles von dem, was sie lernen sollen als sinnlos. Da stellt sich die Frage: Wie machen das diejenigen, die den Inhalt ebenfalls nutzlos finden, und sich dennoch mit positiven Emotionen und sinn-erfüllt damit auseinandersetzen können?

Natürlich spielt auch für diejenigen Sinn und Bedeutung eine große Rolle. Jedoch in etwas anderen Varianten als der bekannte inhaltlich geprägte Sinn-Begriff.

Die meisten versuchen, einen Sinn zu finden, indem sie sich fragen, wo wann bei welcher Gelegenheit diese Inhalte womöglich irgendwie hilfreich sein können. Doch oft stimmt hier nur die Vernunft zu, nicht jedoch das viel wichtigere Herz. Ein typisches erwachsenes Argument für Kinder, die keine Lust auf Mathe haben, sondern lieber draußen Fußball spielen würden, ist: „wenn du erst Fußball-Star bist, dann bist Du froh, wenn du gut Mathe kannst, dann zieht dich keiner über den Tisch“ haha - ich habe noch kein Kind erlebt, bei dem dieses Argument echte Zugkraft gehabt hätte! Hilfreich ist hier einen erweiterten Sinnbegriff ins Spiel zu bringen, denn es gibt viele Facetten von Sinn und Bedeutung:

 

Sinn in der Konsequenz:
Welche Konsequenz, welche Folgen hat es, wenn ich dies scheinbar Sinnlose lerne? Komme ich dadurch eine Stufe weiter? Eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten? Welche negativen Konsequenzen hätte es, wenn ich es nicht lernen würde?
Ein junger Lerncoaching-Klient konnte mit den kognitiven positiven Begründungen für den Sinn von Latein nichts anfangen. Als wir uns von dem Inhalt befreiten und das Augenmerk auf die Konsequenz richteten, blühte er auf: Super, dann schafft er das Klassenziel, dann hat er nicht so viel Ärger mit den Eltern und er hat dieses ungeliebte Fach schneller wieder los.

Sinn in der Reaktion:
Auch die Reaktion, die man erhält, wenn man etwas lernt, kann ein starker Motivator sein. Sie kann dem Lernstoff Sinn verleihen, der starke Emotionen auslöst. Ich habe eine jugendliche Klientin, die mir erzählte, dass sie seit 2 Jahren finnisch lernt. Einfach so. Nicht, weil sie mal nach Finnland ziehen möchte oder sich dadurch bessere Berufschancen (Konsequenz) erhoffte. Etwas verschämt erzählte sie, dass die große Zugkraft, die Reaktion ist, die sie immer bekommt, wenn sie erzählt, dass sie finnisch sprechen kann. Es ist Bewunderung, Erstaunen, Respekt und Wertschätzung - alles Reaktionen, die ihr großen Auftrieb geben, positiv in ihr Selbstbild einzahlen und sie einfach gut fühlen lassen. Allein dies macht es aus, dass sie immer wieder die Zeit und die Willenskraft aufbringt, um dran zu bleiben.

Sinn im Ergebnis:
Anderen ist nicht so sehr der Weg zum Ziel, sondern vor allem das Ergebnis von großer Bedeutung. Gut zu sein, etwas gut zu können, eine Herausforderung erfolgreich bewältigt zu haben, ist für diese das, was sie antreibt. Dies findet man bei vielen Menschen, die in ganz unterschiedlichen Bereichen sehr gut sind. Die gut kochen können, zugleich gut Rätsel lösen können, die Sprachen mit großer Hingabe etc. lernen. Einfach, weil sie Lust darauf haben, etwas gut zu können - völlig unabhängig vom Inhalt. Und für die sich es super anfühlt, etwas sehr gut zu können. Das macht die Sache sinnvoll.

Wert von Selbstdisziplin:
Wieder andere sehen in der Überwindungskraft oder dem Gewinnen des Kampfes mit dem inneren Schweinehund einen großen, erfüllenden Sinn. Sie erleben Selbstdisziplin als etwas absolut Positives, Erstrebenswertes, etwas das starke positive Emotionen auslöst. Ich hatte einen Kampfsportler im Coaching, für den Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin extrem hohe Werte sind. Sie ermöglichen es ihm in seinem Sport Spitzenleistungen zu zeigen. Entschlüsselt man die Erfolgsstrukturen von HighPerformern ist die Fähigkeit, sich selbst zu disziplinieren, grundsätzlich sehr stark ausgeprägt. Das Interessante dabei ist, dass dies nicht negativ, sondern im Gegenteil stark positiv emotional berührt.

Sinn im Inhalt:
Und natürlich kann man auch in den Inhalten einen Sinn sehen. Was ist Interessantes an diesen Themen? Wofür ist es nützlich? Wie bringt es mich auf der Verständnis- und Erkenntnis-Ebene weiter? Was bringt es mir, diesen Lernstoff zu kennen und zu können. Was kann ich dadurch besser oder leichter? Usw.

 

Sicherlich gibt es noch mehr Varianten von Sinn. Wichtig ist, dass man seinen persönlich antreibenden Sinn findet. Möchte ich mich also zu etwas motivieren und ich keinen Sinn im Inhalt des Lernstoffes  sehe, dann ist es gut, die anderen Arten abzuchecken. Was davon berührt mich emotional? Und dies dann mit allen Sinnen erleben und mental immer wieder durchspielen.

Je mehr von diesen Sinn-Arten zusammen kommen, umso leichter ist es natürlich, sich für eine Sache zu engagieren, einen Sinn in Tätigkeiten oder Lerninhalten zu erkennen. Nur auf den Inhalt und seine Verwendung zu schauen ist nicht hilfreich. Manchmal ist es sogar Unsinn.

 

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